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Vostok Import

Als Gott die Menschen wegen des Turmbaus zu Babel strafte, entstand dabei ein dampfendes Nebenprodukt, das sich Vostok Import nennt: Ihren Stil beschreiben die Jungs aus Paderborn mit „International Punk Rock“, weil die Texte drei Sprachen beinhalten: Russisch, Deutsch und Englisch. Beeinflusst durch diese Sprachräume sowie Genres wie Ska, Reggae und Metal findet ihre Wut einen Kanal.

Made in the East – Refurbished in the West!

Die Combo entstand 2012 als ein reines Spaßprojekt, als sich Andrey und der damalige Sänger/Gitarrist Alexander trafen, um Songs von russischen Bands zu covern und Bier zu trinken. 🙂 Ein Jahr später kam Philipp dazu und das Ganze entwickelte sich zu einer richtigen Band. Der Name, der sinngemäß mit „Importiert aus dem Osten“ übersetzt werden kann, stammt von Alexander. Im Mai 2015 wird die Lead-Gitarre von Alex übernommen, der auch als Gitarrist bei der Karlsruher Band ORALAPOSTEL tätig ist, zu der Zeit aber in Paderborn studiert. 2017/2018 gab es einen Besetzungswechsel, wie es eben manchmal so ist, wenn das Leben oder der Job dazwischen kommen.

Ich musste gleich mal fragen, wie es denn dazu kam, dass drei Sprachen verquirlt werden und was es sonst noch so an Einflüssen gibt. Andrey: Was die Idee angeht, mehrere Sprachen in den Songs zu mischen, da erwähne ich immer gerne die Berliner Punk Band NITRO INJEKZIA. Ich feiere deren Musik und sie waren eine der Inspirationen für mich, um mehrsprachige Songtexte zu schreiben.

Philipp: Aufgewachsen bin ich in den 80er Jahren mit Genesis, den Scorpions, Tina Turner, Reinhard Mey und Franz Josef Degenhardt. In den 90ern gings dann weiter mit Nirvana, Sound Garden, Metallica usw. Aktuell höre ich grade Call me Malcom, Beartooth oder auch Zebrahead. Ich bin da gar nicht auf einen Stil festgelegt, Hauptsache es knallt und hat einen guten Beat.

Energiegeladen – International – Bärenstark

Andrey: Seit der Bandgründung dabei. „Ich spiele Bass und mache ein bisschen Backing Vocals live. Außerdem mache ich viel Orga Kram :)“.

Philipp: „Ich sitze seit 2013 an den Drums. Bin damals über eine Anzeige zu Andrey und Alexander gestoßen und es hat sofort gefunkt. Ich mache Backing Vocals und schreibe ab und an einen Text.“

Chris: „2018 habe ich die Leadgitarre übernommen. Backings mache ich nur im Studio, ansonsten ist es mit meinen Gesangsqualitäten nicht weit her. „

Sergej: „Ich kannte Alexander und Andrey schon lange; seit 2017 bin ich am Mikro und der Gitarre.“

Mit Sergej können die Aufnahmen für das Debütalbum „Pravda“ abgeschlossen werden. Die Songs waren bereits in den Vorjahren entstanden, jedoch musste das wegen des Besetzungswechsels erstmal auf Eis gelegt werden.

„Tree Letters“ ist das zweite Album und beinhaltet neun Songs, die seit 2017/2018 mit der aktuellen Besetzung entstanden. Einige davon wurden bereits als Demos bzw. Singles veröffentlicht, manche als Live-Versionen. Aufgenommen wurde alles an drei Wochenenden in den LAVA Studios in Paderborn; die Platte erschien im November 2024. Das tolle Artwork stammt übrigens von @stevie.hill.art.

Three Letters

FdP: Gibt es einen roten Faden, der sich durch die Stücke zieht? Chris: Einen roten Faden gibt es, finde ich, nicht. Wir schreiben die Songs, so wie wir sie für passend finden. Wir wissen meistens nicht, in welche Richtung ein Song geht. Sei es textlich oder musikalisch. Andrey: Es ist kein Konzeptalbum, denn in den Songs gehen wir mehrere Themen an. Da wären z.B. die Corona-Zeit und die damit verbundene Unsicherheit, die kritische Auseinandersetzung mit den Massenmedien und mit den sozialen Netzwerken, Aussagen gegen Faschismus und rechte Idioten sowie gegen die Kriegstreiber unserer Zeit, nur um ein paar zu nennen.

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FdP: Welcher Song darauf bedeutet Euch am meisten? Philipp: Ich denke, den einen Song gibt es für uns da gar nicht. Wir haben die Songs ja vor den Studioaufnahmen noch einmal alle durchgearbeitet und arrangiert – so ist jedes Stück für sich noch einmal neu entstanden und damit ist das Album für sich unser Baby.

FdP: Was ist die wichtigste Textzeile, die ihr bisher geschrieben habt? Chris: Für mich ganz klar eine Strophe aus „Denkapparat“:

„Schaut hinter die Fassaden und macht die Augen auf!
Traut euch zu hinterfragen, verlasst euch nicht darauf,
dass jeder euer Freund ist und euch nur Gutes will!
Am Ende steht ihr dumm da, nur Mitläufer sind still“

Ausgefragt!

Bevor ich mit unserem „Frage-Antwort-Spiel“ beginne, möchte ich mich bei den Bandmitgliedern für die tollen Infos bedanken. Ganz besonders bei Andrey, der auch großes Verständnis hatte, dass ich mit diesem Artikel ziemlich lange gebraucht habe. Er hat uns über Insta angeschrieben, was für uns ein großes Kompliment ist, weil es ja quasi bedeutet, dass es Leute gibt, die unsere Geschichten tatsächlich lesen. 🙂 Um die Sache zu vereinfachen, haben wir uns auf eine Sprache geeinigt! 😉

FdP: Was hat Euch dazu gebracht, selbst Musik zu machen?  Andrey: Ich habe bereits im Alter von 9 Jahren die russische Horror-Punk Band KOROL I SHUT gehört und konnte alle Texte von denen auswendig. 😀 2004 hab ich die sowjetische/russische Band GRAZHDANSKAYA OBORONA kennengelernt. Das Covern ihrer Songs hatte einen Grundstein für die später gegründete Band Vostok Import gelegt. Philipp: Ich habe mit 11 in einem Musical mitgespielt, das wir in der Schule aufgeführt haben. Dabei fand ich die Band immer am geilsten. Im Anschluss hat mich der Schulbandleiter gefragt ob ich nicht Lust hätte, Schlagzeug zu spielen. Seitdem bin ich dabei. 1996 habe ich mit ein paar Freunden aus der Schülerband eine eigene Band gegründet. Ein Cover von „Hier kommt Alex“ war unser erster Song.

Chris: Ich muss gestehen, dass ich (bis auf „Die Ärzte“, „The Offspring“, etc.) gar nicht viel mit Punk zu tun hatte. Ich komme eher aus dem „Metalbereich“ und bin, als die Jungs auf der Suche nach einem Gitarristen waren, erst tiefer in diese Thematik eingetaucht. Musik habe ich natürlich auch schon vorher gemacht und in meinen jüngeren Jahren haben mich Künstler wie Brian May, Slash, etc. fasziniert (das machen sie auch heute noch).

FdP: Könnt ihr Euch an besonders „spannende“ Gigs erinnern? Andrey: Der erste Auftritt von Vostok Import fand im August 2014 in Mülheim an der Ruhr statt, dieser Tag wird von uns als Bandgeburtstag angesehen. Wir haben gemischte Gefühle, was dieses Konzert angeht… Zum einen waren wir voll begeistert, endlich unseren ersten Gig spielen zu können. Wir hatten ein gutes Line Up für den Abend und waren sehr motiviert. Der Gig war gut besucht und die Stimmung war super. Auf der anderen Seite war es das totale Chaos. In der Location war keiner verantwortlich für irgendwas, der Mischer kam anderthalb Stunden zu spät und war vollgedröhnt bis in die Haarspitzen. Ist dann auch während des Abends immer wieder eingepennt. Dadurch hatten wir schon echt Zeitverzug. Nachdem dann alle durch waren, mussten wir das gesamte Haus noch reinigen (stand so im Vertrag), inkl. der Toiletten… Das war anstrengend! Auf dem Heimweg musste Philipp dann auch noch zweimal spontan stoppen, damit die anderen Bandmitglieder kotzen konnten. Philipp: Der „mieseste“ Gig war auf einem Festival in Thüringen. Zum einen war das Wetter echt saumäßig – es hat gepladdert wie aus Eimern und zum anderen haben wir uns dazu bequatschen lassen als letzte Band zu spielen. Da waren dann um ca. 1 Uhr nachts nur noch etwa 10 Leute vor der Bühne. Dafür sind wir dann 6 Stunden gefahren – blöd.

FdP: Wer ist aus Eurer Crewfamilie nicht wegzudenken? Andrey: Unsere Partnerinnen gehören zu unserer festen Crew, sie unterstützen uns mit dem Fahren, beim  Merch Stand, beim Filmen etc.

FdP: Wo ist euer „Wohnzimmer“? Andrey: Da gibt es mehrere. Erwähnenswert ist die Kneipe „Alles ist gut“ in Paderborn, wo wir immer wieder spielen, aber auch das „Stud“ in Offenburg: es ist zwar ca. 500km von uns entfernt, aber dieses Jahr spielen wir da bereits zum vierten Mal! 🙂 Darüber hinaus ist unser Proberaum unser Wohnzimmer. Wir proben etwas außerhalb von Paderborn und da gibt es keine Kneipe um die Ecke.

FdP: In welchem Bereich engagiert Ihr Euch als Band? Andrey: Wir beteiligen uns regelmäßig an Soli-Samplern. Im Jahr 2023 z.B. bei „STOP WAR – Nein zum Krieg“ , wo die Erlöse an „Aktion Deutschland Hilft“ gegangen sind. (Anm.: Mit dabei unter anderem Sick of Society, C4Service, FUCK’IT’HEAD, Nicht.System.Relevant). Außerdem hatte einer von uns ukrainische Flüchtlinge bei sich Zuhause aufgenommen.

FdP: Wo kann man Euch demnächst live erleben? Andrey: Wir hatten jetzt eine recht lange Live-Pause, diese haben wir genutzt um neue Songs zu schreiben. Ab September geht es los, es stehen viele interessante Sachen an, z.B. spielen wir am 26.9 in Meerbusch zusammen mit Toxoplasma! Hier sind die feststehenden Termine:

6.9.25 – Neuenkirchen (duorpBeats Open Air)

26.9.25 – Pauls Savanne Meerbusch (Wagner’s Pestspiele)

27.9.25 – Lemgo (Open Air)

7.11.25 – Braunschweig

15.11.25 – Stud Offenburg

29.11.25 – Lemgo

Es werden ggf. noch weitere Termine hinzukommen, schaut auf unserer Webseite und auf unseren Social Media Kanälen nach!

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Website & Kontakt

Bilder: Vostok Import, A. Oestreich, B. Klemme, Sebastian F.

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