Mit Rawside kommen wir schon wieder zu einer Band, über die wahrscheinlich schon alles gesagt und geschrieben wurde. Kaum eine andere Band hat den Hardcore-Punk in Deutschland so sehr geprägt wie die Combo aus Coburg. Dieses Jahr im Juni ist nun ihr neues Album Menschenfresser auf den Markt gekommen. Ein starkes Stück, wenn nicht sogar ihr bestes Album (persönliche Anmerkung des Schreiberlings).
Die Hardcore-Punk-Band Rawside wurde im Mai 1993 von Henne, Ralle (unser Mitglied das wir an dieser Stelle mal grüßen wollen und euch hier mit Frontalangriff nochmal näher bringen), Eddie und Krisch gegründet und war in dieser Formation aktiv, bis Krisch die Band 1994 verließ. Mit Beaker kam ein neuer Schlagzeuger und mit Kai ein weiterer Gitarrist hinzu.
Heute besteht die Kapelle aus Henne mit den Vocals, den beiden Gitarristen Ehrl und Georg, Simon am Bass und unserem Gruppenmitglied Justin an den Drums (liebe Grüße gehen auch hier raus). Und auch nach 30 Jahren hat die Combo nichts von ihrer Energie und Wut eingebüßt und geht immer noch steil nach vorne. Kritische, politische und soziale Themen bilden – neben persönlichen Erfahrungen, eigenen Ängsten und Hoffnungen – das Fundament der Lyrics, immer direkt und ohne Umschweife.
Klare Worte, klare Aussagen, klare Kante.
Rawside lassen keine Zweifel oder Fragen zu ihrer Einstellung, zu ihrem Denken und Handeln aufkommen, sie hauen alles direkt raus, voll in die Fresse, nehmen kein Blatt vor den Mund.
Aber nicht nur musikalisch kann Rawside eine beeindruckende Laufbahn mit etlichen Alben, Singles und Sampler-Beiträgen vorweisen. Rawside sind nämlich nicht nur einfach eine Punk-Kapelle, sondern nutzen ihre Bekanntheit und Reichweite auch immer wieder für den Support von verschiedenen Projekten und Menschen der bunten Szene. Sie sind stets bereit, auch mal vor Ort (laut) zu sein, anderen Menschen zu helfen, die gerade etwas mehr Unterstützung brauchen oder Benefizkonzerte zu geben. Aktuell schnüren sie zum Beispiel ein tolles Solipaket für das Ain’t Like You Festival. Und nebenbei bleiben sie immer selbstreflektiert und entwickeln sich weiter. Mit ihrer Musik inspirieren sie die Menschen dazu , für ihre Überzeugungen und Werte einzustehen und selbst aktiv zu werden.
Normalerweise wollte ich den Artikel ja vor dem Release des neuen Albums Menschenfresser fertig schreiben, aber die liebe Zeit ist mir irgendwie abhanden gekommen. Doch auch drei Monate später und mittlerweile sehr oft gehört, können wir euch die aktuelle Scheibe wirklich nur ans Herz legen. Wer mal wieder Bock auf richtig fetten Hardcore Sound hat kommt hier voll auf seine Kosten. Das Ding schlägt ein wie „Der Blitz“ 😉 Wieso das neue Album auf den Namen Menschenfresser hört?
„Uns geht es eher um emotionalen Kannibalismus. Um den psychischen Druck, der ausgeübt wird. Wie Menschen sich verhalten, wenn sie versuchen, sich ihren eigenen Vorteil zu verschaffen. Oder Menschen, die denken, sie wären der Mittelpunkt der Welt. Wenn nur noch die Ellbogen ausgepackt werden. Das ist die Definition von Menschenfresser, die wir meinen“ erklärt Henne in einem Interview zur Scheibe.
Eine Rezension werden wir euch hier nicht abliefern, dafür gibt es andere Online- und Print-Medien die einen wunderbaren Job machen. Aber die Beschreibung von Fett Fleck Records – dem Loikaemie-Label – wollen wir euch nicht vorenthalten, denn die bringt es absolut auf den Punkt:
Die 13 neuen Songs von Rawside verpassen all den Arschlöchern da draußen eine volle Breitseite. Egal, ob es um selbsternannte Verschwörungstheoriker (Der Blitz), ungebremste Kapitalisten und Karrieristen (Dreh Dich mal um – hier), fromme Katholiken (Sinner – hier) oder um hemmungslose Nutzer von sozialen Medien (Medioten – hier) geht. Rawside werden nicht müde, den Finger in die Wunde zu legen und sich mit korrupten Wirtschaftsbossen, rechten Politikern oder stumpfen Wutbürgern anzulegen.
Ansonsten sind die besten Worte zum Album wahrscheinlich auch alle schon geschrieben worden. Sicher ist: Rawside sollte in keiner gut sortierten Punk-Sammlung fehlen und das Album Menschenfresser hat seinen Platz dort auf jeden Fall verdient.
Fakten
Gründung: 1993
Stil: Hardcore – Punk
Social Media und Streaming Kanäle