Logo von Freunde des Punk. Ein Totenkopf mit grünem Iro, von Stacheldraht umrandet

Ruhrpott Rodeo 2025 – Teil 2

Samstag. Heute Morgen ist in meinem Kopf alles noch etwas verstrahlt. Die Nacht war kurz und der Tag zieht sich noch relativ lang bis zum ersten Konzert. Daher gibt es gleich nach dem Frühstück die (jetzt wirklich) aller letzten Biere, die wir noch im Camp haben.

Gegen 12:30 Uhr geht es Richtung Infield, da kurzfristig für 13 Uhr ein ganz besonderer Secret Act angekündigt wurde. Wir sind nicht die einzigen: Gefühlt alle 12.000 Besucher bilden eine lange Schlange zum Einlass. Die wird allerdings von der Security beeindruckend schnell abgearbeitet.

Auf dem heiligen Rasen des Infields angekommen mache ich den Fehler, mich gleich noch für Bier anzustellen. Hinterher muss ich laufen und etwas drängeln, um noch einen guten Platz vor der Bühne zu bekommen. Menscheeen! Überall sind Menschen!

Das geile Gefährt und der Auftritt der Gainbombs

LiLo: Wer abends zeitig ins Bett geht, ist am Samstag FIT! ( -> Ihr wisst ja – Marathon, kein Sprint! ) Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Blick auf die Pferdekoppel wackel ich los. Bewaffnet mit einem schönen kalten Wegbier gehts durch den Campingplatz, wo mich die Punkers mit müden Äuglein angrinsen, zum Caravanplatz. Um 12 Uhr soll der Gig der Gainbombs starten.

Die Jungs haben sich einen super Platz ausgesucht, wo nicht nur die Besitzer eines Campingbändchens zusehen können, auch am Zaun steht zahlreiches Publikum. Obwohl mein Caddy am Parkplatz steht, hab ich mir das Campingticket geleistet und so kann ich direkt hin. Mace (Gitarre, Gesang) und Stense (Bass) haben schon losgelegt, dank ihrem energiegeladenen Punk´n´Roll können die Leute nicht lange stillstehen. Tscherno ist nicht dabei, hat seine Drumms aber auf Band gepackt. Ihr hohes Engagement gegen rechts (schreib ich gern klein) wird deutlich beim Song FCK YOU AFD und das schreien wir natürlich gerne mit! Merch und auch das Freibier finden einen guten Absatz. Das war eine rundum coole Aktion!

https://www.facebook.com/Gainbombs/videos/778295724546382

Sega: Wir hatten uns am Freitag kurz vor Ende der Donots auf den Weg in unser Domizil gemacht. Die Familie war sichtlich von der Anfahrt erschöpft und auch mir hing der ereignisreiche Tag in den Knochen. Und wir wollten am nächsten Tag ja pünktlich auf dem Platz sein, eigentlich um den Gainbombs und Schmeisig auf dem Caravan- bzw. Zeltplatz zu lauschen.

Schmeisig im Camp der pixelpunker.de

Da wir meinem Fahrer aber frisches kaltes Bier und einen Geburtstagskuchen für eine Freundin versprochen hatten, sind wir am Samstag- nach erfolgter Lieferung – gerade so rechtzeitig zum Secret-Act auf das Infield gekommen. Dadurch konnten wir leider die Platzkonzerte nicht mitnehmen und der eh schon nervöse Tag hat dann recht turbulent begonnen.

Der Flyer zum Überraschungs-Act hat Bände gesprochen und so konnte ich meinen Liebsten schon am Freitagabend verklickern, dass wir spätestens um 13 Uhr vor Ort sein müssen, sonst verpassen wir sie, die…

Sondaschule

Der bei Anreise noch geheime Opener vom heutigen Samstag ist kein geringerer als die bekannteste „Blaskapelle“ aus Mülheim an der Ruhr. Eine Band, die die Leute hier absolut lieben ! Ist ja quasi auch ein Heimspiel. Der Twist dabei, sie spielen auf der kleineren Bühne und haben nur 30 Minuten.

Starten tun sie direkt mit dem gleichnamigen Titel Sondaschule vom inzwischen schon gut 20 Jahre alten Album „Klasse 1a“. Ein echter Klassiker. Der Moshpit ist sofort eröffnet! Ich kämpfe mich nach vorne, wo es super eng ist. Nichts für Klaustrophobiker . Zum Glück passen die Leute so gut es geht aufeinander auf. Sänger Costa strahlt übers ganze Gesicht, angesichts dieser riesigen Menschenmenge um diese frühe Uhrzeit. Ein bisschen Promo ist das Ganze natürlich auch, für das kommende Album „Wir bleiben wach“. Dieses erscheint am 26.09.2025.

Daher spielen sie dann auch ihre 3 neuen Singles „Ich trinke nicht mehr“, „Weit weg“ und „Auf einen neuen Tag“. Letztgenannter Song ist eine emotionale Hommage an ihren verstorbenen Freund und Bandkollegen „Blubbi“. Bewegend eingeleitet von Costa. Bei sowas denk ich dann sofort an die Menschen, die mir bisher so weggestorben sind. Jedoch nicht im negativen Sinne. Es tut mir gut, in solchen Momenten den Leuten zu gedenken und eine Band zu haben, die hier die richtigen Worte findet, um den Gefühlen Ausdruck zu verleihen.

Die absolute Eskalation gibt es mit „Schöne Grüße vom Meer“. Ein Song von den „Lost Tapes 2“ und ein absoluter Publikumsliebling. Am Ende spielen sie noch einen bisher unveröffentlichten Song. Mutmaßlich ebenfalls vom neuen Album. Costas Kommentar dazu: „Wir stimmen euch damit schon mal auf Talco ein. Da versteht ja eigentlich auch keiner die Texte!“ 😉 So geht die schweißtreibende halbe Stunde bei strahlendem Sonnenschein zu Ende.

Talco

Ohne Umschweife renne ich rüber zur Mainstage für noch mehr Pogo Ekstase. Eine italienische Band mit Trompeten und einheimischen Texten. Auch über Talco gibt es bereits einen Blogartikel auf dieser Seite, vom Hamburg Konzert im vergangenem Jahr. Ska-Punk vom aller feinsten in einem wahnwitzigen Tempo. Man merkt, die Jungs haben richtig Bock und sie strahlen wie bei jeder Show maximal positive Energie aus.

Gegen Mitte des Sets darf natürlich ihr Hit „Danza dell autunno rosa“ nicht fehlen. Der Song mit dem vielleicht schönsten Youtube Video ever. „St Pauli“ spielen sie heute leider nicht. Dafür gibt es zum Abschluss noch eine sehr energetische Performance von „Bella Ciao“.

Anschließend geht es zum Community Treffen mit dem „Freunden des Punks“ am Riesenrad. Ein sehr nettes Treffen mit bunten und freundlichen Menschen, das mir in sehr schöner Erinnerung bleibt.

LiLo: „Ankeeeee, wo war der Treffpunkt glei widda?“ Ah, Riesenrad. Alles klar. Stressig heute. Schon wieder pünktlich wo sein. Mit T-Shirt an. Und Button dran. Und gekämmt. (Ok, dafür is zu spät). Da ich auf Bier – grade, wenn es so kleine Becherchen sind – immer so durstig werde, hab ich sicherheitshalber noch eins mit. Und dann wirds schön, ich treffe nämlich die Leute aus unserer Gruppe. Man lernt sich kennen, quasselt durcheinander und es macht einfach Freude, sich mal in „echt“ zu sehn. Natürlich gibts noch eine Dokumentarfotografiererei 😉 von der ganzen Bande.

Eigentlich brauch ich aber gar nicht so zu jammern. Die ganze Arbeit hat nämlich unser lieber Sega gemacht. Er hat das Treffen organisiert, Aufkleber drucken lassen (zahlt er übrigens alle selber), Päckchen gepackt, verteilt und – unser cooles Banner mitgeschleift. Das muss ich an dieser Stelle jetzt schon mal sagen. WOW – sowas nennt sich Engagement! DANKE DAFÜR!

Sega: Die Sondaschule haben wir uns natürlich auch angeschaut und etwas weiter hinten ein gemütliches Plätzchen zum skanken gefunden. Bei Talco sind wir zwischen den zwei Bühnen gestanden. Hinter dem letzten Wellenbrecher der großen Bühne haben wir ein Tänzchen mit den Langstrümpfen, Lieselotte und noch ein paar anderen veranstaltet und da schon viel Spaß gehabt. Beide Bands, wie immer genial.

Und dann war es so weit. Wir wollten die vielen schönen Menschen aus unserer Freunde-des-Punk– Gruppe treffen, die auch auf dem Festival waren. Alle auf einmal, beim Riesenrad. Ich bin dann schnell auf den Zeltplatz und hab die vorbereiteten Umschläge mit unseren Aufklebern geholt. Ein SPRINT, denn ich war in unter zehn Minuten wieder zurück! 😉 Und da waren tatsächlich schon einige der Leute, die sich angekündigt hatten. Also erst einmal alle begrüßt, sich bekannt gemacht und fix jedem einen Umschlag in die Hand gedrückt. Unter anderem hat uns ein Teil von Herr Fugbaum und ein Teil von Freezepoint mit ihrer Anwesenheit beehrt, richtig coole Aktion. Von unseren Langstrümpfen hat jede/r noch einen Button bekommen – vielen lieben Dank für die tolle Überraschung – und dann hieß es GRUPPENFOTO! Vielen Dank, an alle, die sich die Zeit für ein persönliches Kennenlernen genommen haben, es hat mich tierisch gefreut und unser Bild ist auch richtig gut geworden 🙂

Unsere Freunde-des-Punk! Was für eine geile Bande!

Die Freunde-des-Punk-Community

The Whops und Die Spitz

Diese beiden Bands nach Talco hab ich verpasst, weil wir ja unser Gruppentreffen hatten.

Sega: Nach unserem Treffen haben wir uns mit etwas zu Essen auf die Wiese gesetzt. Ich war gerade dabei, neue Aufkleber-Pakete zu schnüren, als der junge Mann mit Iro von The Whops an uns vorbei gelaufen ist. Als er die Aufkleber bekommen hat, schenkt er uns ein glückliches Lächeln und hat eine Wahnsinns-Freude an unserem Peanuts-Aufkleber. Es hat dann auch keine drei Minuten gedauert, bis sein Bandkollege kam und UNBEDINGT auch Peanuts-Sticker haben wollte. Ich glaub, auch ihm hab ich damit eine Riesenfreude gemacht, unschwer an dem breiten Grinsen und dem begeisterten „Thank you so much…“ zu erkennen.

Freunde-des-Punk „Aufkleber Paket“

Die Verlierer

Diese Band sehe ich mir wieder bewusst an; ich stehe sogar ganz vorne in der Mitte. Nachdem ich die Jungs schon als Support für Iggy Pop gesehen und für gut befunden hatte, bin ich auf den heutigen Auftritt gespannt. Genauer beschrieben hatte ich die Herren aus Berlin bereits im Iggy Blog. Heute liefern sie eine tolle Performance. Ich sehe da auf jeden Fall Potenzial. Sehr charismatisch kommen sie daher, mit eigenem Sound und und starken Texten.

Zebrahead

Nun gehts zurück zur Mainstage für kalifornischen Punk Rock aus Orange County. Der Sound ist eine wilde Mischung. Oft melodiös (Richtung Pop Punk), dann wieder knallhart und mit eingebauten Rap Passagen. Man könnte von Crossover sprechen. Ich schaue mir das Ganze entspannt von hinten an. Höre allerdings von allen, die im Pit waren, dass es einer der härtesten vom ganzen Festival gewesen sein soll. Zwischen den Songs beweisen sie Humor mit ihren Ansagen und scheinen allgemein bester Stimmung zu sein. Mir waren sie vorher nicht wirklich bekannt. Der Auftritt macht durchaus Lust drauf, dies im Nachgang zu ändern.

Maid of Ace

Die vier Schwestern aus Hastings (UK) sind immer für einen Abriss gut. Auch heute zelebrieren sie diesen meisterhaft. Seid dem Rodeo 2022 bin ich großer Fan und stürze mich in die Fluten des Pits. Thematisch ist das alles eigentlich relativ simpel gehalten, in alter „The Exploited“ Tradition. Nicht umsonst haben die Damen Watties Truppe schon mal auf Tour begleitet. Auch mit Feine Sahne Fischfilet waren sie hierzulande schon unterwegs. Ein echter Ritterschlag war wohl ihr Support Slot für Green Day im Londoner Wembley-Stadion 2024.

Das Tempo ihrer Musik ist brachial hoch. Der Gesang laut und durchaus aggressiv. Die Message kommt auf jeden Fall an. „Wir machen was wir wollen und lassen uns vom Spießbürgertum nicht vereinnahmen“. Sprich, eigentlich klassische Punk-Tugenden, die hier vertreten werden. Von „Monster“ bis „Repent“ wird uns ein Hit nach den nächsten vor den Latz geknallt. Am Ende dürfen natürlich „Nostalgia“ und „Made in England“ nicht fehlen, für welche wir Maid of Ace frenetisch abfeiern. Nächstes Mal können sie in meinen Augen auch gerne wieder auf der großen Bühne spielen…

Deine Cousine

Zur großen Bühne geht es für mich nun erneut im Laufschritt. Als gemeinen Twist spielt die „Cousine“ nämlich, wie schon beim Release Konzert des neuen Albums im Hamburger Molotow, St Pauli als ersten Song. Mein absoluter Favorit von ihr! In der nächsten 45 Minuten ziehen Publikum und Ina (die Cousine) alle Register. Es gibt Moshpits, Circle Pits und die Wall of Death mit Sängerin in der Mitte. Sie spielt viel vom neuen Album „Freaks“ welches mir inzwischen immer besser gefällt. Alles in allem ein gewohnt starker Auftritt.

The Undertones

Danach schlendere ich gemütlich zur kleineren Bühne und schaue mir eine ziemlich legendäre Band aus Derry (Nordirland) an. Gegründet bereits 1975, gilt sie heute für viele als Kickstart für irischen Punk Rock.

In einer Zeit, in der Nordirland einen Kriegsgebiet glich, brachte die Band den Menschen ein kleines Stück Hoffnung zurück. Nicht zuletzt die Hoffnung, dass man auch aus diesen schwierigen Verhältnissen etwas Konstruktives machen kann. Nichtsdestotrotz sollten die Unruhen zwischen den Unionisten (pro Großbritannien) und den Nationalisten, welche für ein vereinigtes Irland sind, noch Jahrzehnte dauern. Ein blutiger Konflikt, der mit dem Karfreitagsabkommen am 10.04.1998 zumindest schriftlich beigelegt wurde.

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Video von ZappiBerlin

Derry war eines der Epizentren der Gewalt. Umso erfrischender, dass die Songs der Undertones eigentlich eher unpolitische Themen behandeln. Es geht hauptsächlich um die Liebe. Nicht zuletzt in ihrem fast schon globalen Hit Teenage Kicks. Ein Klassiker, der bis heute in meinen Augen nichts von seiner Strahlkraft verloren hat. Seid 1999 ist Paul McLoone am Gesang. Er macht in meinen Augen seine Sache noch immer sehr gut. Die Band inklusive ihm wirkt für ihr Alter sehr fit und sie liefern eine gute Show ab.

Dubioza Kolektiv

Auf der Mainstage sehen wir nun die vielleicht ungewöhnlichste Band des Festivals. Ihren Hauptsitz hat sie in Bosnien. Allerdings kommen die Mitglieder ursprünglich teilweise auch aus anderen osteuropäischen Ländern wie Slowenien. Gegründet wurde die Formation im Jahre 2004.

Sie spielen eine wilde Mischung aus Reggae, Ska, Punk, dazu Sounds aus ihrer Heimat, unterlegt mit Percussion und Keyboard. Die Texte sind, soweit ich mich erinnern kann, größtenteils in der Heimatsprache gehalten, ab und zu mal ein paar Fetzen englisch. Die Ansagen sind auf englisch und die Texte sind sowieso eigentlich nur schmückendes Beiwerk. Das Publikum wird sofort zum Tanzen mitgerissen und feiert eine riesen Party.

Kadavar

Eine ziemlich erfolgreiche Metall / Psychedelic Rock Band aus Berlin ist nun auf der kleineren Bühne dran. Ich hab von dieser Musik wenig Ahnung und bin auch gerade etwas fertig. Insofern schaue ich mir die Darbietung aus der Ferne an. Technisch sieht das alles auf jeden Fall sehr virtuos aus. Sympathisch, aber nicht ganz meine Musik. Auf jeden Fall cool, dass Alex die Männer für das Rodeo gewinnen konnte. Ansonsten spielen sie nämlich gerne auch mal auf den ganz großen Bühnen wie beispielsweise in Wacken.

Cock Sparrer

Über diese Oi-Punk Legenden Band aus dem Londoner East-End habe ich damals bei meinem Bericht zum Rebellion Festival 2024 schon einiges geschrieben. Damals war ich völlig begeistert und hab sie dort auch erst so richtig für mich entdeckt. Inzwischen ist fast ein Jahr vergangen und ich habe sehr viel Cock Sparrer gehört. Daher bin ich für diesen Auftritt natürlich ganz vorne mit dabei.

Insofern liefere ich mir die nächste knappe Stunde gepflegte Pogo Kloppereien mit all den Skinheads . Gefühlt sind um mich herum alle kahl geschoren und 20 Jahre älter als ich. Umso überraschter sind sie, dass ich textsicher bei jedem Song mitsinge. Ein etwas skurriles und doch sehr schönes Erlebnis. Gute Musik ist eben zeitlos.

Die alten Haudegen zeigen sich mal wieder in Bestform und liefern ein wahres „Best of“ ihrer größten Hits ab. Angefangen mit „Riot Squad“ bis hin zu „Because you´re Young“ ist fast alles dabei. Vom aktuellen Album „Here we stand“ gibt es auch zwei Songs zu hören.

The Damned

Hab ich leider komplett verpasst. Regen bahnte sich an und ich war „Jacke holen“ im Camp.

Antilopen Gang

Zu Beginn der Show bin ich noch am „Chili Con Carne Stand“ und singe von dort laut mit. Die Antilopen sind und bleiben natürlich im Kern eine Rap Gruppe. Allerdings spielen sie schon zum wiederholten Male auf dem Rodeo und beweisen auch heute wieder ihre Live Qualitäten vor verschiedenstem Publikum.

Ich schaue mir den Auftritt mit meinem Essen und einem Bier in der Hand von hinten an und selbst hier kommt die Stimmung super rüber. Mit gewohnt gut gelaunter, sarkastischer Schlagfertigkeit gehen Panik Panzer, Koljah und Danger Dan ans Werk. Es folgt Hit auf Hit, u.a. Patientenkollektive, Pizza und Ende gibt es natürlich noch die Anti Alles Aktion (in der Studio Version mit Claus Lüer von der Knochenfabrik). Live eigentlich immer ein Banger und so auch heute.

Slime

Anschließend geht es mit einer weiteren Punk Legende weiter. Seit 2021 mit Sänger Tex Brasket, welcher dem Projekt in meinen Augen durchaus neue Energie eingehaucht hat. Natürlich bleibt die Stimme von Dirk trotzdem legendär. Es ist verdammt voll vor der kleinen Bühne. Fast alle wollen die Band sehen, bei der Alex Schwers höchstselbst an den Drums sitzt.

Ich stehe mittig links neben der Bühne und finde um mich herum ein paar Leute mit denen ich schön die Songs mitsingen/brüllen kann. Auch hier gibt es eine bunte Mischung aus alten und neuen Songs zu hören, von „Alptraum“ bis „Sie wollen wieder schießen dürfen“.

Mit „Schweineherbst“ fehlt allerdings ein echter Klassiker. Vermutlich der kurzen Spielzeit geschuldet, die zur Verfügung steht. Dafür gibt es gegen Ende das für mich emotionale Song-Highlight eines jeden Slime Konzerts, „Sein wie die“. Geschrieben von Tex, der damals noch auf der Strasse lebte. An dieser Stelle sei sein Buch „Dreck und Glitzer“ wärmstens empfohlen. In diesem erzählt er sehr eindrucksvoll aus seinem Leben.

Sex Pistols

Inzwischen hat es recht ordentlich angefangen zu regnen und ich hab eigentlich auch genug für heute. Bei 1 – 2 Bier schaue ich mir die Pistols mit ihrem neuem Sänger Frank Carter noch ein wenig vom hinteren Bereich aus an. Der Sänger wirkt sehr bemüht und die Band wirkt trotz ziemlich hohem Alter relativ fit. Allerdings springt bei mir der Funke irgendwie nicht so über. Mag auch am langen Tag liegen.

Kurz vor Schluss mach ich mich mit einem letzten Bier auf den Weg zurück zum Camp. Dort schnacken wir dann noch 1-2 Stunden und ab geht es ins Bett.

LiLo: Lieber Finn, ich bewundere es sehr, dass du tatsächlich die allermeisten Bands gesehen hast. Ich hab einen Bruchteil davon erlebt. Das lässt sich mit nachlassender Kondition und meiner altersbedingten Arroganz und Ignoranz (hab ich schon X-Mal gsehn) begründen. Dank meiner langjährigen Erfahrung hab ich Nachmittags sogar diese lästige Regenjacke zurück ins Auto gebracht. 😀 Und außerdem – es war ja warm, da hat der Regen fast gar nicht gestört.

Cock Sparrer: Klasse, Mr. McFaull weiß was er tut. The Damned: Aha, so klingt das also. Hätt mich vielleicht mal vorher damit beschäftigen sollen. Langsam irgendwie. Aber nicht schlecht. Ich hol noch ein Bier. Antilopen: Also den Danger Dan mag ich ja schon gern anschauen. Slime: Hat schon passt. Bisschen wenig Slime-Songs haben sie gespielt. Sex Pistols: Uiiiiiiiii, geiil, dass ich die noch mal erleben darf!!! Oha, was macht denn der Sänger die ganze Zeit mit dem Mikroständer?

Sega: Der ganze Tag war ein einziges Highlight. Der Auftakt mit Sondaschule und Talco. Das fantastische Gruppentreffen. Maid of Ace waren sehr genial, Deine Cousine wie immer spaßig. Bei Dubioza Kolektiv ist keiner still gestanden, die machen immer eine Wahnsinns-Show und schaffen es, das ganze Publikum zu begeistern. Von Cock Sparrer gabs eine Hymne nach der anderen und bei der Antilopen Gang hatten wir auch von weit hinten richtig Spaß, da war es mal übel voll auf dem Infield. Bei Slime hab ich mir dann endgültig die Stimme ruiniert, die ganze Crowd war am mitsingen. Geile Sache. Und ich muss sagen, die Sex Pistols haben mich sehr positiv überrascht.

Wie Finn es schafft, fast alle Bands zu sehen und auch noch vorne dabei zu sein, bleibt mir ein Rätsel, denn gefühlt hab ich ihn eigentlich immer irgendwo getroffen 😛 Respekt. Ich könnte das gar nicht leisten. Zum einen, weil ich viel zu viele Leute treffe, mit denen man sich dann auch unterhalten und ein Bier trinken will, zum anderen bin ich – gerade bei einem Line-Up wie diesen Samstag – mittlerweile ganz froh über die eine oder andere Pause.

Bildrechte: Langstrümpfe, NTS, Sega, Finn, Lieselotte, Sascha

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